Wie ich lernte, die Balance zwischen Lehrerberuf und persönlichem Wohlbefinden zu finden

Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit war ich voller Enthusiasmus und bereit, den Schülern das Beste zu bieten. Doch schnell wurde mir klar, dass der Lehrerberuf nicht nur im Klassenzimmer stattfindet. Es gibt viele Herausforderungen, die hinter den Kulissen ablaufen – und oft war es schwierig, diese von meinem Privatleben zu trennen.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, meinen Platz im Kollegium zu finden. Es fühlte sich manchmal so an, als würde ich nicht richtig akzeptiert werden. Das Gefühl, anders zu sein, hat mir oft den Mut genommen, mich in Diskussionen einzubringen oder Probleme offen anzusprechen. Ich war mir nicht sicher, wie ich mit den Erwartungen und manchmal auch mit den unausgesprochenen Regeln umgehen sollte. Das machte es für mich schwer, mich zu entfalten und mich wohl zu fühlen.

Eine der größten Herausforderungen war der Umgang mit den persönlichen Problemen der SchülerInnen. Viele Kinder kommen mit Geschichten und Belastungen in die Schule, die sie mit ihren Lehrern teilen. Am Anfang nahm ich all diese Sorgen mit nach Hause. Ich dachte ständig darüber nach und fragte mich, ob ich genug tue, um ihnen zu helfen. Es fühlte sich an, als ob ich für jede dieser Geschichten eine Lösung finden müsste. Doch irgendwann merkte ich, dass diese Last zu viel für mich wurde. Es war nicht nur anstrengend, sondern auch emotional belastend. Mir wurde klar, dass ich einen Weg finden musste, um Arbeit und Privatleben zu trennen. Ich musste lernen, die Probleme der Kinder in der Schule zu lassen, ohne sie in meinen Alltag zu tragen. Das war eine der schwierigsten Lektionen für mich – zu verstehen, dass ich nicht jedes Problem lösen kann.

Mit der Zeit entwickelte ich Strategien, um besser mit diesen Herausforderungen umzugehen. Ich begann bewusst, meine Gedanken nach der Schule zu lenken, mich auf andere Dinge zu konzentrieren und mir selbst Raum zu geben, um abzuschalten. Es war ein Prozess, der Geduld und Übung verlangte, aber es hat mir geholfen, emotional ausgeglichener zu werden.

Ein weiterer Punkt war der Umgang mit den Erwartungen der KollegInnen. Oft kamen LehrerInnen ins Lehrerzimmer, um über Schülerprobleme zu sprechen, und ich fühlte mich manchmal, als müsste ich mich für die SchülerInnen rechtfertigen. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es nicht meine Aufgabe ist, jedes Problem zu lösen oder alles zu klären. Meine Aufgabe ist es, den Unterricht gut vorzubereiten und den Schülern im Klassenzimmer zu helfen, ihr Potenzial zu entfalten.

Als hochsensible Person fiel es mir besonders schwer, mich von den Emotionen und Erwartungen anderer abzugrenzen. Es war eine Herausforderung, zu lernen, meine eigene Meinung zu vertreten und mich nicht von den Sorgen und Problemen anderer überwältigen zu lassen. Doch mit der Zeit und durch den Aufbau meines Selbstbewusstseins habe ich gelernt, wie wichtig es ist, meine eigenen Grenzen zu setzen. Es war nicht immer leicht, aber ich habe verstanden, dass Selbstfürsorge ein wichtiger Teil des Lehrerberufs ist. Man kann nur dann für andere da sein, wenn man auch für sich selbst sorgt.

Heute kann ich sagen, dass ich viel über mich selbst und den Umgang mit Herausforderungen und Menschen im Beruf gelernt habe. Die Balance zwischen der Verantwortung für die SchülerInnen und dem Schutz meines eigenen Wohlbefindens war eine der größten Lektionen. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten, zu wachsen – sowohl als Lehrerin als auch als Mensch.

Und auch wenn es manchmal schwer ist, finde ich immer wieder Trost in den schönen Momenten: Wenn Schüler mich mit einem Lächeln begrüßen, wenn sie stolz auf ihre Erfolge sind und wenn ich sehe, dass meine Arbeit ihnen wirklich hilft. Das sind die Momente, die mich daran erinnern und motivieren, warum ich Lehrerin geworden bin.